Geschichte
zum Ort Eggen, Gasserhof, Gassermühl-Gütl.
Auszug aus Deutschnofner Hofgeschichten.
Heft II: Die Nachbarschaft Eggen.
Herausgeber Raiffeisenkasse Deutschnofen-Aldein. Zum 100 jährigen Bestehen
Eggen
wird erstmals 1186 urkundlich erwähnt, als „Ekke“, und zwar in einem Schriftstück, mit dem Papst Urban III. dem Kloster in der Au bei Bozen dessen Besitzungen bestätigte. Einer um drei Jahre jüngeren Urkunde ist zu entnehmen, daß diese Besitzungen – „Ekke“ – dem Kloster von dessen Gründern geschenkt worden seien: von Arnold von Morit-Greifenstein und seiner Frau Mathilde von Valley.
Der Gasser
zählt bestimmt zu den ältesten Höfen von Eggen wenn er auch erst 1420 erstmals urkundlich erwähnt wird. Schon allein das Wohnhaus – und zwar der Keller, das alte Hauptgeschoß und ein Teil des jetzigen Hauptgeschosses mit der Wirtsstube – ist lange vor dieser Zeit entstanden . Nicht umsonst hat sich sogar die Sage des alten Hauses angenommen. Hier, wie auch beim Lehen und beim Steiner, sollen die letzten Heiden gewohnt haben. Heute ist das Haus von drei Seiten von späteren Anbauten verstellt.
Die Freskomalereien an der Westseite des heutigen Hauptgeschosses stammen aus dem Beginn des 15.Jh.s, sie zeigen Maria und St. Christopherus.
Um 1793 konnte Veith Obkircher sein Recht an Wirtshaus und Hof geltend machen, für den er namengebend wurde. Obkircher blieben nun beim Gasser bis 1909. Da starb Veiths Urenkel Georg kinderlos, und über seine Witwe Katharina Pfeifhoferin kamen die Weissensteiner auf den Hof. Sie heiratete in zweiter Ehe Joseph Weißensteiner.
Gassermühl
wird 1695 noch als Hofmühle des Gassers bezeichnet, ist 1706 aber schon Metzmühle. Damals verpachtete sie der Gasser an seinen jüngsten Bruder Josef Pircher. 1712 wurde diese Pacht in einen regelrechten Kauf umgewandelt, weil der Gasser tief verschuldet und nicht imstande war, seine Geschwister auszuzahlen.
Josef Pircher erhielt also die Mühl mit einem Gang, einer Gerststampf (auch zum zerstampfen der Fichtenrinde) und einer Lodenwalch (zum Walken des Lodenstoffes), die Wohnung daran und etwas ödem Grund zum Bau eines Stadls, zwei Äcker von zusammen 7 Star Samen, Holz- und Strebrecht beim Gasser sowie das Recht, eine Kuh und einen Esel unter des Gassers Vieh mitzuweiden.
Ab 1782 wird statt der Lodenwalch eine „Lohstampf“ als Zubehör der Mühle aufgezählt. Darin wurde Baumrinde gemahlen, die man zur Gerberlohe brachte.
Später war, wie uns erzählt wurde, in der Mühle die Stromversorgung für Eggen untergebracht.
Heute ist sie ausgebaut, moderniesiert und wird privat genutzt.
Verschiedene Mühlsteine, sowie die Steine einer Rändl, sind noch im Hof vorhanden.
Gruß, die Gassermüllner
Der nachfolgende Text wurde bei einer Internetrecherche gefunden.
Hausmühlen und Metzmühlen
Die größeren Bauernhöfe hatten früher eine eigene Mühle, eine so genannte Hausmühle.
Kleinere Höfe teilten sich eine Mühle, was sich durchaus ausging, da sie nur wenig Korn zu mahlen hatten.
Da das meiste Korn in den Hausmühlen gemahlen wurde, gab es nur wenige Mühlen, die für Dritte arbeiteten und als Lohn einen Anteil am gemahlenen Korn behielten.
Dieser Anteil hieß Metzen, weshalb die Lohnmühlen oft Metzenmühlen oder Metzmühlen genannt wurden.
Vielerorts machte der dem Müller zustehende Metzen ein Sechszehntel des Mahlgutes aus. Der Metzen war ein bis in die unmittelbare Gegenwart verwendetes Getreidemaß. (1 Metzen = ca. 60 Liter, das ist etwa das Doppelte eines Stars).
Technisch gab es zwischen beiden Mühlen keinen großen Unterschied. Metzenmühlen waren etwas besser ausgestattet, so etwa mit einer Rändl zum Schälen der Gerste oder einem Stampf zum Zerkleinern (Noidn) von Salz, Mohn, Johannisbrot (Bockshörner), hartem Brot, Dreschabfällen. (so genannte Spribo) u.a.
Die Mühle am rauschenden Berg-Bach
Da das große Mühlrad mit Wasser angetrieben wurde, war ein Platz an einem Bach und das dazu notwendige Wasserrecht Voraussetzung für den Bau einer Mühle. Auch wenn ein Hof an einen Bach grenzte, war der Bau einer Mühle nicht ausschließlich Sache des Hofinhabers.
Er musste sich das für den Betrieb notwendige Wasserrecht sichern, bevor er bauen konnte. Wenn die Mühlen auf der Allmende (= Grund der Allgemeinheit, heute Fraktionsgrund) errichtet werden mussten, war die Genehmigung dazu Sache der Dorfgemeinschaft und wurde von der Gemeindevorstehung ausgestellt.
Einst standen an vielen Bächen die Mühlen wie aufgefädelt hintereinander und nützten das Wasser der Bäche. Heute gibt es nur wenige funktionierende Mühlen, viele sind Ruinen ohne Aussicht auf Sanierung und weitere Nutzung.
Die Technik der Mühlen und ihre Wartung
Die Mühlenbauer waren gesuchte Spezialisten, da sie nicht nur Getreidemühlen, sondern auch Tuchwalken, Schmiedehämmer, Blasbälge, Erzpochwerke und Sägewerke zu bauen imstande waren, alles Werke, die man als Maschinen der vorindustriellen Zeit bezeichnen kann. Die Mühlen sind größtenteils aus Holz gefertigt.
Sie werden mit Wasserkraft angetrieben. Das Wasser wird in gemauerten Waalen und in hölzernen Rinnen auf das große Wasserrad geleitet, das sich dreht und über den Wellbaum des Rades das parallel zum Wasserrad laufende Kammrad mit den vorspringenden Zähnen in Bewegung setzt. Diese Zähne greifen in die Stangen des Getriebes, das Laterne genannt wird und senkrecht steht. Sie ist am Mühleisen befestigt und dreht den Läufer. Der Läufer ist der oben liegende Mühlstein.
Unter dem Getriebe befindet sich ein hölzerner Dreizack, der Dreischlag heißt und sich mit dem Mühleisen dreht. Dabei versetzt er dem Mehlbeutel regelmäßige Stöße, welche die Rüttelbewegung ausmachen, die im Mehlbeutel die Trennung von feinem Mehl und grober Kleie bewirken. Das Klappern der Mühle wird von diesem Dreischlagerzeugt. Die wichtigsten Geräte sind die zwei Mühlsteine, von denen sich der oben liegende Läufer dreht, während der darunter liegende Bodenstein fix montiert ist.
Die Mühlsteine müssen aus sehr hartem Stein sein und regelmäßig gewartet werden. Wenn sie glatt geschliffen waren, wurden mit Meißel und Fäustl Mahlfurchen in die Steine geschlagen, außerdem wurden sie zusätzlich mit dem Mühlhammer, der gezackte Schlagflächen hat, aufgeraut und geschärft. So wird nicht nur das Mahlgut richtig zerrieben, sondern auch das Heißwerden des Steines verhindert.
Der Mahlvorgang
Die Mühlen funktionieren alle gleich, technische Neuerungen, die das Mahlen entscheidend beschleunigt oder verbessert hätten, gab es jahrhundertelang keine. Die eigentliche Mahlarbeit verrichten die zwei zentnerschweren Mahl- oder Mühlsteine, die übereinander liegen.
Der Läufer dreht sich und ist damit für den Mahlvorgang verantwortlich. Das Korn muss zwischen diese Steine gelangen, um dort zerrieben zu werden.
Die Vorrichtung zum Einspeisen des Korns ist die Gosse, ein trichterförmiger Holzkasten, der beweglich ist. Er wird, wenn die Mühle in Betrieb ist, ständig leicht geschüttelt, damit das Korn gleichmäßig zwischen die Mühlsteine nachrinnt.
Wenn die Gosse leer ist, wird durch eine einfache Vorrichtung die Mühle abgestellt, indem das Wasser vom Mühlrad weggelenkt wird. Es gibt auch Mühlen, in denen ein Glockenzeichen den Müller darauf aufmerksam macht, dass er Korn nachfüllen muss.
Das von den Mühlsteinen zermahlte Getreide kommt in den Beutelkasten. Dort hängt ein schlauchförmiger Mehlbeutel aus feinerem oder gröberem Leinen, je nachdem welches Getreide gemahlen wird. Durch ständiges Rütteln des Beutels werden die feinen Teile des Mahlgutes von den groben Teilen getrennt. Das feine Mehl fällt in die Kiste darunter, die Kleie wird in den Kleiekasten geleitet, der auch Grischlkasten heißt.
Der Mehlbehälter unter dem Beutelkasten wird bei Bedarf mit der Mehlschaufel entleert und das Mehl in den Stübich gefüllt, ein ovales hölzernes Traggefäß, das die Form eines Korbes hat und sowohl für den Transport des Korns in die Mühle als auch des Mehls von der Mühle nach Hause dient. Mit der Kleie wird ebenso verfahren.
Die Aldeiner Mühlenmuseen .
Die „Matznellermühle“, die „Schiaßermühl“ und die „Wasserschmiede“,
in letzterer sind die Arbeitsgeräte des Schmieds ausgestellt.
Besichtigung
Im Juli + August immer Samstags ab 14 Uhr. Treffpunkt ist der Dorfplatz von Aldein.
Dann geht’s los, die Mühlenwanderung.
Ausserhalb dieser Zeit Sonderführungen
nach telefonischer Voranmeldung und bei mindestens 5 Personen.
Eine freiwillige Spende wird gerne angenommen.
Info und Anmeldung: Pichler Reinhart 0471 886619
Bei einer Mühlenwanderung mit Führung wird dem Besucher die Nutzung der Wasserkaft zur Zeit unserer Vorfahren gezeigt.
Besonders interessant ist die Vorführung der Funktionsweise des Wasserhammers und des mit Wasserkraft betriebenen Gebläses, der Feueresse.
Auch die Venezianersäge wird in Gang gesetzt, mit Wasserkraft. Ein eigener Mühlenweiher liefert den Sommer über Wasser, um neben der Säge auch eine Mühle, eine Stampf, eine Rendl und eine Schmiede an zu treiben.
Für Kinder gibt es die sogenannten „Schiasser“, die in eigenen kleinen Schiasser-Mühlen am Thalbach hergestellt werden. Dabei werden beliebige Steine zu kugelrunden „Schiassern“ gemalen, die für Spiel und Spass sorgen.
Aus Gästekurier Aldein.
Änderungen vorbehalten. Angaben ohne Gewähr.
Die Gassermüllers wünschen interessante Wanderung .